Blog für praxisorientiertes Wissen und Erfahrungen zur Förderung von mehr Nachhaltigkeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).
In der Blogserie „Nachhaltigkeit To Go“ erhältst Du praxisorientierte Tipps und Strategien, um nachhaltige Maßnahmen erfolgreich in Deinem Unternehmen umzusetzen. Jeder Beitrag bietet leicht verständliche Anleitungen, konkrete Beispiele und hilfreiche Vorlagen, die nicht nur helfen, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sondern auch die gesetzlichen Berichtspflichten effizient zu erfüllen und gleichzeitig Eure Unternehmenskultur zu stärken.
Einführung
Licht ist mehr als nur Helligkeit: Außenbeleuchtung beeinflusst nicht nur Sicherheit und Orientierung auf dem Firmengelände, sondern prägt auch die Lebensbedingungen für Flora und Fauna. Durch eine nachhaltige und durchdachte Gestaltung der Außenbeleuchtung können Unternehmen einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der lokalen Biodiversität leisten und gleichzeitig Energie sowie Betriebskosten senken.
Fakten & Herausforderungen rund um Außenbeleuchtung und Biodiversität
Viele Tiere, insbesondere nachtaktive Insekten (wie Falter und mehr), Kleintiere (wie z.B. Igel), Vögel und Fledermäuse, werden durch künstliches Licht im Außenbereich gestört (Quellen: https://www.senckenberg.de/de/pressemeldungen/die-dunkle-seite-des-lichts-beleuchtung-in-der-nacht-bedroht-insekten/ und https://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/wp-content/uploads/pdf/de/biodiversitaet/warnsignal_klima-die_biodiversitaet-kapitel-2_7.pdf). Zu viel oder falsch eingesetztes Licht führt zu Lichtverschmutzung, Fragmentierung von Lebensräumen und Störungen im natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Möglichkeiten – von der technischen Umrüstung bis hin zur sensibilisierten Mitarbeiterschaft –, wie Unternehmen negative Effekte minimieren und gleichzeitig Energie und damit Kosten sparen können.
Warum eine optimierte Außenbeleuchtung für Unternehmen wichtig ist
Unternehmen, die ihre Außenbeleuchtung nachhaltig und intelligent gestalten, sichern zahlreiche Vorteile für die Natur, den wirtschaftlichen Betrieb und ihre eigene Reputation.
- Schutz der lokalen Artenvielfalt
Nachhaltige Lichtkonzepte sorgen dafür, dass nachtaktive Tiere – wie Insekten, Fledermäuse oder Vögel – in ihren Lebensräumen weniger gestört werden. Gedämpftes, warmweißes Licht minimiert negative Auswirkungen auf deren Orientierung und biologische Rhythmen. Die Art des Lichts – insbesondere die Farbtemperatur – hat entscheidende Auswirkungen auf die Biodiversität. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass warmweißes Licht (typischerweise unter 3000 Kelvin) mit einem niedrigen Blauanteil deutlich weniger störend für nachtaktive Tiere wie Insekten, Fledermäuse und Vögel ist als kaltweißes Licht (über 4000 Kelvin), das verstärkt Lichtverschmutzung und negative Effekte verursacht (https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Tiere_und_Pflanzen/Volksbegehren_Artenvielfalt/StMUV_Leitfaden_Lichtverschmutzung_Kommunen_2020.pdf).
Beispiel: Ein Unternehmen installiert warmweiße LEDs (<2700K) und abgeschirmte Leuchten. Die Folge: die Zahl der nachtaktiven Insekten rund ums Gelände steigt nachweislich an, was auch Pflanzen und andere Tiere (z. B. Fledermäuse) unterstützt.
- Energie- und Kosteneinsparung
Moderne LED-Technik und intelligente Steuerungssysteme verringern den Stromverbrauch und reduzieren damit sowohl Betriebskosten als auch den CO₂-Fußabdruck (https://www.sichereslicht.de/news/co2-einsparung-durch-led/)
Beispiel: Experten schätzen, dass durch ein Ersetzen sämtlicher Außenleuchten durch präsenzgesteuerte LED-Leuchten sich der Stromverbrauch für die Außenbeleuchtung um bis zu mind. 50% und mehr reduzieren lässt.
- Gesetzliche Anforderungen meistern
Behörden führen zunehmend strengere Vorgaben gegen Lichtemission, Lichtverschmutzung und Energieverschwendung ein. Eine nachhaltige Beleuchtung hilft, neue Grenzwerte und Verordnungen zuverlässig einzuhalten. Strengere behördliche Vorgaben zur Reduzierung von Lichtemission und Lichtverschmutzung werden zunehmend umgesetzt, wie beispielsweise das ganztägige Beleuchtungsverbot für Gebäude von April bis September in Baden-Württemberg (Naturschutzgesetz Baden-Württemberg, https://www.bund-hochrhein.de/service/tipps/detail/tip/ab-april-gilt-licht-aus-an-gebaeuden/) sowie EU-Vorschriften zum Ausstieg aus energieineffizienten Leuchtmitteln bis 2025 (Ökodesign-Verordnung, RoHS, https://www.licht.de/de/lichtthemen/lampenausstieg/zeitplan-fuer-den-ausstieg). Zudem gibt es Normen wie die aktuell überarbeitete DIN EN 1838:2025, die Anforderungen an Not- und Sicherheitsbeleuchtung regelt und umweltfreundliche Beleuchtung fördert (https://www.licht.de/de/lichtplanung/normen-und-vorschriften/normen/details/7-din-en-18382025-03-angewandte-lichttechnik-notbeleuchtung-fuer-bauliche-anlagen). Solche Regelwerke helfen Unternehmen, Energieverschwendung zu minimieren und Umweltauflagen zuverlässig einzuhalten.
Beispiel: Ein Industriepark in Bayern passt seine Beleuchtung frühzeitig den Vorgaben der neuen bayerischen „Verordnung zur Vermeidung von Lichtverschmutzung“ an. Damit vermeidet das Unternehmen Bußgelder und profitiert von einer reibungslosen Betriebsführung.
- Positives Image
Unternehmen, die auf naturnahe Lichtkonzepte setzen, demonstrieren Umweltbewusstsein und Zukunftsorientierung. Das kommt bei Kund:innen, Mitarbeitenden und Geschäftspartner:innen gut an und stärkt die Arbeitgebermarke.
Vorteile für Unternehmen
Die Vorteile zusammengefasst:
- Kostenersparnis: Reduzierter Energieverbrauch und geringere Wartung durch moderne LED-Technik.
- Gesteigerte Aufenthaltsqualität: Harmonisch ausgeleuchtete Außenbereiche, die Mensch und Natur gleichermaßen berücksichtigen.
- Glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation: Nachweisbare Maßnahmen für Umweltberichte und Zertifizierungen.
Vorteile für Mitarbeitende
- Sensibilisierung: Nachhaltige Lichtlösungen fördern das Umweltbewusstsein am Arbeitsplatz
Durch den bewussten Einsatz einer energieeffizientern biodiversitätsfreundlichen Beleuchtung wird Umweltschutz sichtbar und Mitarbeitende werden motiviert.
Beispiel: Ein Unternehmen informiert mithilfe von Infotafeln über eingesparte Energie und den Schutz nachtaktiver Tiere – das stärkt nachhaltiges Denken im Team. - Erhöhte Sicherheit: Blendfreie, zielgerichtete Beleuchtung für sichere Wege und Parkplätze
Gut ausgerichtetes, warmweißes Licht erhöht die Sichtbarkeit ohne zu blenden, Bewegungsmelder sorgen für Licht nur bei Bedarf.
Beispiel: Eine Umrüstung auf abgeschirmte LED-Leuchten und Sensoren kann die Zahl der Stolperunfälle reduzieren.
Praxisbeispiele für erste Maßnahmen
1. Warmweiße/amberfarbene LEDs einsetzen:
- Lichtquellen mit hoher Farbtemperatur und viel Blauanteil möglichst vermeiden. Warmweiße LEDs (<2.700K) und Spezialleuchten (sogenannte „Wildlife-Friendly“-Leuchten) sind vorzuziehen. Quelle und konkrete Tipps zur Umsetzung: https://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/Bilder_und_Dokumente/Themen/Tiere_und_Pflanzen/Volksbegehren_Artenvielfalt/StMUV_Leitfaden_Lichtverschmutzung_Kommunen_2020.pdf
2. Licht gezielt ausrichten:
- Nur dort beleuchten, wo es tatsächlich notwendig ist. Wenn möglich nicht direkt in umliegende oder nahe stehende Bäume und Sträucher oder Hecken leuchten. Lampen mit Abschirmungen nutzen, um Streulicht zu verhindern.
3. Intelligente Steuerung installieren:
- Bewegungssensoren und Zeitsteuerungen sorgen dafür, dass Licht nur bei Bedarf aktiviert wird. Details: https://www.baunetzwissen.de/licht/fachwissen/lichtsteuerung–management/schnittstellen-fuer-die-drahtlose-steuerung-der-beleuchtung-5561467
4. Regelmäßige Wartung und Überprüfung:
- Defekte Lampen ersetzen, alte Lichttechnik modernisieren und die Effekte auf die Tierwelt analysieren.
5. Bewusstsein fördern und Maßnahmen kommunizieren:
- Schulungen und Hinweise auf dem Gelände – etwa zu den ökologischen Vorteilen der neuen Leuchten – führen zu größerer Akzeptanz und Motivation im Team.
Schritt-für-Schritt Anleitung für eine nachhaltige Außenbeleuchtung
- Ist-Zustand analysieren:
Dokumentiere bestehende Anlagen: Wo und wann ist Licht im Einsatz? Welche Leuchtmittel werden verwendet? Wie ist deren Strahlradius? - Relevante Bereiche identifizieren:
Unterscheide zwischen unbedingt notwendigen und verzichtbaren Lichtquellen (zum Beispiel Dauerbeleuchtung an Wegen vs. selten genutzte Flächen). - Maßnahmen priorisieren:
Setze zuerst dort an, wo mit geringem Aufwand die größte Wirkung erzielt werden kann (z.B. Austausch von Leuchtmitteln, Dimmung in Randzeiten). - Verantwortlichkeiten klären:
Wer ist für die Umstellung, Wartung und Kontrolle zuständig? - Kommunizieren & regelmäßige Kontrolle:
Halte den Fortschritt schriftlich fest, führe regelmäßige Erfolgskontrollen durch und informiere das Team über Verbesserungen. - Maßnahmen dokumentieren: Halte erzielte Einsparungen und durchgeführte Maßnahmen schriftlich fest, um den Fortschritt der Maßnahmen transparent zu dokumentieren, Erfolge sichtbar zu machen und Anpassungen einfacher umzusetzen. Diese Dokumentation hilft dir außerdem, konkrete Nachweise für Nachhaltigkeitsberichte oder Zertifizierungen zu erbringen.
Tipp für Berichtspflichten
Eine effiziente Außenbeleuchtung schont nicht nur die Natur, sondern bietet auch wertvolles Reporting-Material. Im Nachhaltigkeitsbericht sollten Unternehmen vor allem den Energieverbrauch und die CO₂-Einsparungen durch LED-Umrüstung und smarte Steuerung transparent darstellen. Wichtige KPIs sind der Stromverbrauch pro Quadratmeter beleuchteter Fläche, der Anteil präsenzgesteuerter Leuchten sowie der Einsatz von warmweißem Licht (unter 2700K) zur Minimierung von Lichtverschmutzung. Zeige, wie die Maßnahmen zur Biodiversität beitragen und verknüpfe diese mit den nachhaltigen Entwicklungszielen. Berichte außerdem über Mitarbeiterschulungen und Kooperationen mit Umweltexpert:innen, um verantwortungsvolles Engagement überzeugend zu kommunizieren.
Persönliche Erfahrungen aus der Praxis
Wir haben bei uns vor einigen Jahren die Außenbeleuchtung hinsichtlich drei Aspekten umgestellt:
- Wir haben sämtliche Leuchten, die im Abendbetrieb in Pflanzen, Bäume und Sträucher strahlten neu ausgerichtet. Wo Licht im Betrieb abends notwendig war, haben wir die Leuchten nach unten ausgerichtet und mit seitlichen Blenden ausgestattet um Streuung zu minimieren.
- Wir haben alle Leuchten umgestellt auf warmweißes oder orangenes Licht. Um hier Kosten zu sparen, haben wir einfache Folien auf die Leuchten geklebt.
- Außerhalb der Betriebszeiten gibt es einen Teil Leuchten, die aus Sicherheitsgründen auch nachts leuchten müssen. Diese haben wir ebenfalls mit Farbfolie ausgestattet, auf LED umgestellt und in der Ausrichtung optimiert.
Fazit
Durch eine nachhaltige, durchdachte Außenbeleuchtung mit Fokus auf Biodiversität kann jedes Unternehmen Kosten senken, sich als nachhaltiger Arbeitgeber positionieren und einen spürbaren Beitrag zum Schutz lokaler Tier- und Pflanzenarten leisten. Schon kleine technische und organisatorische Anpassungen bringen sichtbare Vorteile – für Natur, Unternehmen und Mitarbeitende zugleich.
Rückfragen & Unterstützung
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hallo (ät) sarahnock (punkt) de
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Hi, ich bin Sarah – Unternehmerin, Coach und Biodiversitäts-Enthusiastin aus Berlin. Seit über 10 Jahren entwickle ich ein nachhaltiges Bildungs- und Veranstaltungszentrum, engagiere mich für mehr Biodiversität in der Stadtnatur und begleite Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Hier teile ich Praxistipps, Erfahrungen und Good Practice Beispiele rund um nachhaltige Unternehmensentwicklung und Förderung der Biodiversität.


